Archiv für Kategorie Bericht

“Ich kämpfe für meine Freiheit” – Hungerstreik für Bleiberecht in Hannover

Seit dem 17.12.2013 befindet sich der Aktivist Hussein Charara im Hungerstreik. Nachdem er bereits im niedersächsischen Lager Brahmsche-Hesepe (bei Osnabrück) gegen die Unterbringungsbedingungen aktiv war, wehrt er sich mit einem Hungerstreik nun erneut gegen rassistische Gesetze. Er fordert sein Bleiberecht in der BRD ein.
Aktuelle Informationen erhaltet ihr auf dieser Facebookseite oder auf Twitter unter dem Hashtag #hungerstreikH

Hier die Erklärung von Hussein Charara zu seinem Hungerstreik:

“I begin this hunger strike and stop taking my medicine to get
permission to live here normally as anyone inside the society. I need my freedom
that no one can lock me in as he likes. I need to live, as I am born free.

Summary of everything: The dogs have more rights than me here in
Germany

My aim is to have permission to live and the freedom to have the right
to choose any place to live I want.

My message for the people: I respect the people in Germany and the
country. I respect the enviroment. I respect everything here but the
staff in the authorities don’t respect me. They make me feel like I am under
their shoes every time. They push me as a football. For every paper I
have to go more times for every office. For example if I need a
“Krankenschein” I have to go many times to the office.

I stopped eating and I stopped taking my medicine and I just drink the
minimum of water. When they give me permission to live and choose where
tolive I will stop the hunger strike. I want to feel free!

I invite the press/media and TV and anyone of the parliament to come to
the Schillerdenkmal (Hannover City).”

Zudem möchten wir einen Indymediaartikel zu diesem aktuelle Refugeestruggle dokumentieren:

Verfasst von: AntiraHannover . Verfasst am: 19.12.2013 – 00:49.

Seit Dienstag, dem 17.12.,12 Uhr befindet sich Hussein Charara im Hungerstreik in der Fußgängerzone in Hannover, um für ein selbstbestimmtes Leben in Würde zu kämpfen. Der an einer schweren und undiagnostizierten Magen-Darm-Krankheit leidende Charara kritisiert neben den rassistischen Gesetzen an sich im Speziellen fehlende Möglichkeiten der ärztlichen Versorgung für Flüchtlinge und Schikanen durch Behörden. Bereits in der ersten Nacht gab es den Versuch einer Nazi-Attacke.

Die Fußgängerzone zwischen Steintor und Kröpcke ist Husseins neues Zuhause. Seine Medikamente hat er abgesetzt, sie hatten seine unklaren Darmblutungen zumindest teilweise unterdrückt. “Ein Hund hat mehr Rechte als ich” und “Ich kämpfe für meine Freiheit” steht auf Zetteln, die er rund um das Schiller-Denkmal verteilt hat. Passant*innen werden von Unterstützer*innen mit Flyern informiert.

Hussein kann nicht mehr. Seit drei Jahren ist er in Deutschland. Zunächst im Skandal-Lager Bramsche-Hesepe, wo eine Krankenschwester nach Gutdünken über Krankenscheine und Überweisungen zu Fachärzten entschied oder diese in letzter Minute zurückzog. Viele Geflüchtete haben diesen unhaltbaren Zustand, andere Missstände und Lager an sich kritisiert, begannen einen Lager-Widerstand. Auch Hussein engagierte sich dort. Als die Bewegung zu stark zu werden drohte, wurden die Aktivist*innen auf diverse Lager in Niedersachsen verteilt. Hussein kam nach Hannover ins Lager Hildesheimer Straße.

Seit dieser Zeit ist er krank. Immer wieder traten unklare und schmerzhafte Blutungen und Durchfall auf, Essen und Trinken wurde immer schwieriger, er nahm deutlich ab. trotz diverser teils schmerzhafter Untersuchungen unter Narkose in mehreren Kliniken konnte die Ursache nicht geklärt werden, in einer Klinik wurde ihm schließlich gesagt, weitere Untersuchungen seien nicht möglich, seine Krankenkasse würde dies nicht zahlen. Schließlich wurden Medikamente gefunden, die seine Beschwerden zeitweise begrenzen, temporäre Diagnosen bleiben jedoch widersprüchlich, der Zustand unhaltbar.
Trotzdem geraten Gänge zum Arzt zum Spießrutenlauf. Ständig müsse er seine Behandlungsbedürftigkeit neu unter Beweis stellen, um einen neuen Krankenschein zu erhalten. Diesen Zustand abzuschaffen ist Teil der Minimalforderung, die Hussein an die Behörden stellt.

Kürzlich stand er kurz vor der Abschiebung. In seinem Herkunftsland ist eines seiner Medikamente jedoch nicht erhältlich, das andere viel zu teuer. Es müsste privat bezahlt werden. Dies wäre ihm nicht möglich. Zur Zeit erhält er relativ kurze Duldungen. Diese Unsicherheit, die Sorge um seine Familie und wiederholte Auseinandersetzungen mit Behörden zermürben ihn. Dokumente, die er in Behörden abgibt, würden verschwinden, er versuche nun, jeden Empfang quittieren zu lassen. Die kurzzeitigen Duldungen erschweren zudem die Planung einer vernünftigen Behandlung. Ein Duldungsrhythmus von mindestens 6 Monaten ist daher der zweite Teil des Minimalziels. Sind beide Teile erfüllt, ist Hussein bereit, den Hungerstreik auszusetzen, bis eine zügige Bescheidung seines Asylfolgeantrages erfolgt ist oder neue Umstände die Wiederaufnahme des Streikes erfordern.

Eigentlich jedoch geht es um mehr. “Gebt uns Geflüchteten die Rechte, hier normal wie alle anderen zu leben” sagt Hussein.

Alle Unterstützer*innen sind vor Ort herzlich Willkommen, besonders nachts sind weitere Anwesende aufgrund eines bereits in der ersten Nacht erfolgten Angriffsversuchs durch teils organisierte Neonazis von Besseres Hannover und aus Barsinghausen, gerne gesehen.

flattr this!

Keine Kommentare

Ein Beitrag der AGV zur Situation in Greiz

Etwa 500 Menschen beteiligten sich am Samstag dem 9.11. an der antirassistischen/antifaschistischen Demonstration “Pogrome verhindern, bevor sie entstehen” in Greiz. Im Hinblick auf die kurze Mobilisierungszeit von wenigen Wochen kann diese Zahl als Erfolg gewertet werden. Zur Demo aufgerufen hatten neben den Antifaschistischen Gruppen des Vogtlandes (AGV) eine Vielzahl antifaschistischer, antirassistischer und gewerkschaftlicher Gruppen aus ganz Thüringen und dem Vogtland. Doch damit ist es nicht getan – seit Wochen mobilisieren Rassist*innen für den 23.11. zu einer angeblich “bundesweiten Großdemo”, mit dem Ziel, in Greiz ein “zweites Schneeberg” möglich zu machen.

Ein rassistischer Konsens?

Die Demonstration “Pogrome verhindern, bevor sie entstehen” hatte das Ziel, auf die rassistischen Zustände in der ostthüringischen Kreisstadt Greiz aufmerksam zu machen. Seit September macht eine sogenannte “Bürgerinitiative” gegen ein neu eröffnetes Asylbewerber*innenheim im Plattenbaustadtteil Pohlitz mobil. Die führenden Köpfe dahinter sind organisierte Nazis aus dem Kameradschaftsspektrum. (AGV berichtete ) Anfangs trugen über 150 Bürger*innen und Nazis gemeinsam ihre rassistischen Ressentiments auf die Straßen von Greiz, jedoch nahm die Beteiligung der Bürger*innen bald ab, so dass zur vorerst letzten Kundgebung am 11.10.2013 etwa 90 Nazis aus dem Ostthüringer Raum fast unter sich blieben.

Jetzt kündigt die “Bürgerinitiative”, um ihren rassistischen Forderungen Nachdruck zu verleihen, ein “zweites Schneeberg” an. Nicht einmal 50 Kilometer entfernt von Greiz fanden in den letzten Wochen bereits drei sogenannte “Lichtelläufe”, angeleitet von NPD-Mitglied Stefan Hartung, statt. Bis zu 1.800 Nazis und Bürger*innen gingen dort gemeinsam auf die Straße, um im Fackelschein ein ethnisch reines, von Migrant*innen gesäubertes Erzgebirge zu propagieren. Antifaschist*innen mobilisieren daher seit dieser Woche zu Gegenaktionen für kommenden Samstag (Vgl. Aufruf für den 23.11. )

Es ist fraglich, ob die rassistische Propaganda á la “das Boot ist voll”, die Angstmache vor angeblicher Kriminalität und Islamisierung in Greiz auf ähnlich fruchtbaren Boden fällt wie in Schneeberg. Bisher war die Beteiligung an den Kundgebungen der rassistischen Bürgerinitiative sehr verhalten, vor allem nachdem die Presse negativ berichtete. Dennoch sind Ansatzpunkte vorhanden, schließlich gibt es Ressentiments gegenüber Migrant*innen, gegenüber Geflüchteten, ungeachtet des Ortes in allen Bevölkerungsschichten. Dies unterstreicht die Studie “Thüringen Monitor” – etwa 49 Prozent der Bevölkerung Thüringens hält Deutschland für “überfremdet”, etwa 44 Prozent gehen davon aus, die deutschen Sozialsysteme würden von Migrant*innen “ausgenutzt”. Fremdenfeindliche und nationalistische Einstellungen sind also in der sogenannten “Mitte” der Bevölkerung weit verbreitet. Nun heißt es dem entschlossen entgegenzutreten, bevor die Rassist*innen die bislang schweigende Mehrheit unwidersprochen hinter sich versammeln können.

Jedoch bestehen für uns die rassistischen Zustände in Greiz nur zum Teil aus den Umtrieben von Köckert, Pahnke und deren “Bürgerinitiative”. Vielmehr gibt es seit Jahren ein System der Diskriminierung und Ausgrenzung von Geflüchteten mit teils perfiden Methoden. Der Fokus der Demonstration vom 9.11. lag daher vor allem darauf, die seit Jahren schweigend akzeptierten Zustände in den Greizer Flüchtlingsunterkünften, das Handeln von Landrätin Schweinsburg und ihrer rassistischen Erfüllungsgehilf*innen in die Öffentlichkeit zu rücken. Was das angeht, ist die Liste der wissentlichen und bewussten Diskriminierung von Refugees in Greiz lang: Von der begrenzten Ausgabe sogenannter “Duschmarken” über das Gutscheinsystem, das willkürliche Vergabesystem von Kleidung bis hin zur Verweigerung von Dolmetscher*innen. Stadt und Landkreis Greiz zeigen seit Jahren, dass Nicht-Deutsche ohne Pass unerwünscht sind, dass sie nicht mit menschenwürdiger Behandlung rechnen dürfen. (AGV berichtete ) Erst diese Woche wurde durch Weisung von Landrätin Schweinsburg Menschen in der Gemeinschaftsunterkunft in Pohlitz Hausverbot erteilt, die den dort lebenden Geflüchteten Kleidung spenden wollten!
Zum Rest des Beitrags »

flattr this!

Keine Kommentare

PM: Umbenennung der Mühlenstraße und Gedenktafel-Anbringung in der Ratzeburger Straße und zur

Am Donnerstag, den 22.11.2012, errichteten Antifaschist_innen der Antifa Herzogtum Lauenburg [AHL] in der Ratzeburger Straße in Mölln ein Gedenkschild, um an die Opfer des rassistischen Brandanschlages von 1992 zu erinnern. Der Pressesprecher der AHL, Jörg Meier, sagte dazu: „In der öffentlichen Wahrnehmung rückte der rassistische Brandanschlag in der Mühlenstraße in den Vordergrund, wobei oft der vorherige Anschlag auf ein Wohnhaus in der Ratzeburger Straße selten bedacht wird. Durch die Anbringung des symbolischen Gedenkschildes wollen wir auf diesen Brandanschlag hinweisen und den Opfern gedenken.“

In der Nacht zum 23.11.1992 verübten zwei Neonazis zwei Brandanschläge in Mölln. Lediglich am Haus in der Mühlenstraße, in welchem drei Menschen starben, erinnert daran eine Gedenktafel. In der Ratzeburger Straße wurden neun Bewohner_innen des Hauses zum Teil schwer verletzt. „Auch 20 Jahre nach den Geschehnissen halten wir es für wichtig, an die Opfer zu gedenken und auch die rassistische Stimmung damals sowie heute anzuprangern“, so Jörg Meier weiter.Bild der Umbennenung der Mühlen Straße.
Zum Rest des Beitrags »

flattr this!

Keine Kommentare

[MV] Vier Kundgebungen zum NSU-Aktionstag

Am 4. November 2011 explodierte in Zwickau ein Wohnhaus. Mit ihm flog eine Mordserie auf, die bundesweit aber auch international für Aufsehen sorgte, und deren Aufklärung auch ein Jahr danach noch regelmäßig Skandale in Parlamenten verursacht. Ein Jahr danach, am 4. November 2012, gingen bundesweit mehrere tausend Menschen , jedoch weniger als erhofft, auf die Straßen, um die Aufklärung der Mordserie zu fordern. Auch in Mecklenburg-Vorpommern, wo der “Nationalsozialistische Untergrund” (NSU) Mehmet Turgut ermordete und mehrere Banküberfälle beging, fanden sich am Montag knapp 500 Menschen in mehreren Städten zusammen, um u.a. die Einsetzung eines Untersuchungsauschusses zu fordern. In Stralsund kam es dabei zu einem Angriff von Neonazis.
Zum Rest des Beitrags »

flattr this!

Mecklenburg , NSU

Keine Kommentare

Wolgast: Fackelmarsch gegen “Asylmissbrauch”

Die NPD plant einen Fackelmarsch durch die Stadt Wolgast. Grund dafür: ein neues Flüchtlingsheim.
In Wolgast machen Nazis seit Monaten Stimmung gegen ein neues Flüchtlingsheim. In der Vergangenheit wurden in der Umgebung des neuen Heimes rassistische Graffitis gesprüht, vor Kurzem verteilten NPD-Aktivist_Innen Flugblätter in der Region, in denen die prekäre Lage der P+S Werften mit den in Wolgast erwarteten Flüchtlingen im Zusammenhang gebracht werden sollte. Die „Asylbetrüger“ seien Schuld an der wirtschaftlich schlechten Lage, so die Essenz des Pamphlets.

Nun geht die NPD einen Schritt weiter. Am 9. November will die neofaschistische Partei einen Fackelmarsch in Wolgast durchführen. Zwar hatte die NPD bereits in der Vergangenheit eine Kundgebung vor dem Flüchtlingsheim durchgeführt, ein Fackelmarsch durch die Stadt stellt dennoch eine neue Qualität rechter Provokationen in Wolgast in Verbindung mit dem neuen Flüchtlingsheim dar.
Zum Rest des Beitrags »

flattr this!

Keine Kommentare

Hoyerswerda: Gedenken ja – aber es darf nicht wehtun

Verfasser_innen: antifaschistisches Rechercheteam Ostsachsen

Für den 22. September 2012 mobilisiert die Initiative “Pogrom 91” aus Hoyerswerda und die bundesweite Kampagne „Rassismus tötet“ überregional zu einer antifaschistischen Demonstration in Hoyerswerda anlässlich des 21. Jahrestages der rassistischen Pogrome.

Unter dem Motto „Keine Ruhe für Hoyerswerda! – Gegen rassistische Zustände!“ soll ab 15 Uhr mit der Demonstration die Forderung nach einer dauerhaften Aufstellung eines Denkmals, welches an die rassistischen Pogrome im Jahr 1991 erinnert, Nachdruck verliehen werden.

Und wie bereits im letzten Jahr, zeigen politische Akteure in der Stadt Hoyerswerda, dass sie wenig gelernt haben. Doch der Reihe nach. Zum Rest des Beitrags »

flattr this!

Hoyerswerda

Keine Kommentare

SetTextSize SetPageWidth